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Alleine im Moor

Judith Winter • Okt. 11, 2021
Ich habe lange darüber nachgedacht: Welches Wort bezeichnet den Zustand zwischen gezwungen und freiwillig? Also wenn ich etwas tun möchte, es aber nicht tun kann – und zwar nicht, weil mich jemand anderes davon abhält, sondern einfach nur, weil es eben irgendwie nicht klappt? Ich habe kein wirkliches Wort dafür gefunden. Das ist ärgerlich. Denn wenn ich ein Problem nicht benennen kann, wie will ich es dann lösen?

Ich bin mir sicher, wir alle haben diese Punkte irgendwo in unserem Leben. Dabei sind die Gründe für dieses „nicht hinbekommen“ sicherlich vielfältig. Vielleicht fehlt es mir an Geld, an Kompetenzen, Wissen, der nötigen Umsetzungsenergie oder der richtigen Strategie. Oder man hat mir ein Leben lang gesagt, dass ich dumm bin, eh nichts schaffe und am besten einfach gleich aufgeben sollte. Kein Selbstbewusstsein = kein Fortschritt.

Und schon klafft eine gewaltige Lücke zwischen dem was wir uns wünschen, und dem was wir uns zutrauen. Aus dieser Lücke rauszukommen ist gar nicht so einfach. Es ist vielleicht ein bisschen so, wie es dem Wanderer geht, der vom Weg abgekommen ist und der nun durch ein nebelverhangenes Moor watet auf der Suche nach dem festen Untergrund: Es ist mühsam, unangenehm und der Ausgang ist ungewiss.

Ich glaube es ging uns allen irgendwann mal so. Erst läuft alles prima, und auf einmal bin ich in einer Situation, die ich nicht gewollt habe und bei der ich den Weg raus nicht mehr finde. Und ganz langsam versinke ich immer tiefer mit meinen Füßen im Moor.

Mir ging es lange so mit meinem Gewicht: Ich habe unglaublich viele Jahre und unglaublich viele Versuche damit zugebracht, abzunehmen. Es ging rauf und runter, ich schwankte zwischen Jubel, Selbstkasteiung und Resignation. Kurzum: Es war frustrierend!Die meisten Menschen mit ein bisschen zu viel Speck auf den Hüften haben nichts dagegen, ihn loszuwerden – aber sie können nicht. Und so verharren sie an ihrer Position, behindert von eigener Unkenntnis, gesellschaftlichen Zuschreibungen und den Rückblick auf viele gescheiterte Abnehmversuche. Energie, die eigentlich in die Zukunft investiert werden könnte, wird für den nächsten Versuch endlich abzunehmen verschwendet. Gewinnen tut dabei niemand.

Abnehmen ist nur ein Beispiel von vielen.  Auf die Suche nach dem Traumjob bezogen, habe in meiner Zeit bei AußerGewöhnlich viele KundInnen gesehen, die die unterschiedlichsten Thematiken mitbrachten. Die Herausforderung war aber meistens ähnlich: Sie wollen ja gerne arbeiten – aber der Schritt in die Umsetzung erscheint zu groß. Es fehlt an Ideen (berufliche Orientierung), an Zertifikaten, an Unterstützung aus der Familie oder einfach einem Kindergartenplatz, der die Vierjährige länger als Punkt 12 Uhr betreut. Es ist manchmal wirklich frustrierend, das mit anzusehen. Und ich kann verstehen, wenn diese KundInnen quasi spüren, wie sie immer tiefer im Moor versinken.

Es ist frustrierend, aber nicht hoffnungslos. Und das ist die gute Nachricht: Ich glaube nicht an hoffnungslose Situationen! Ja, es hat viele Jahre Frust gekostet, aber ich bin die Kilos los. Ja, nicht jede Umschulung wird bezahlt, aber manchmal hilft schon eine Weiterbildung, eine gute Selbstvermarktungsstrategie und der Quereinstieg gelingt. Entscheidend ist doch, ob ich alleine durch das Moor wate, ober ob jemand dabei ist, der mir zeigt, dass es ganz in der Nähe auch einen Steg gibt, über den wir gemeinsam gehen können. Vorankommen kann eine angenehme Erfahrung sein, wenn man sie nicht alleine machen muss.

AußerGewöhnlich – das ist der Anspruch, den ich an mein Leben habe. Es bedeutet ein Leben zu führen, das zu mir passt. Es ist einzigartig, weil es darauf zugeschnitten ist, was ich brauche, mir wünsche, worauf ich Wert lege und wo ich am Ende sein möchte. Das Gleiche gilt für dich: Deine Wünsche an dein Leben zählen! Wahrscheinlich kannst du als alleinerziehende Mutter nicht Vollzeit arbeiten, aber ist das der einzige Anspruch, den du an deine Arbeitsstelle hast? Wahrscheinlich nicht. Also: Was ist es dann? Was wünschst du dir? Mache es fest und gehe es an. Lass dich nicht davon abhalten, dass es vielleicht nicht gleich die Vollzeitstelle ist, die von dir erwartet wird. Und als studierter Physiker wirst du nur in den seltensten Fällen Änderungsschneider. Aber vielleicht wirst du Bundeskanzler! Es sind schon verrücktere Sachen passiert. Entscheidend ist doch, dass dein Weg zu dir passt.

Kannst du den Steg aus deinem Moor heraus schon in der Ferne sehen? Super, das ist der erste Schritt! In Sachen Jobcoaching helfen wir dir gerne weiter, melde dich einfach bei mir. Und dann finden wir schon heraus, wie du beruflich wieder festen Grund unter die Füße bekommen kannst. Gemeinsam schaffen wir das =).
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