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Ach wie schön ein Anderer macht´s!

Judith Winter • Sept. 06, 2021
Ich bewundere Menschen, die etwas aussitzen können und es ertragen, einfach mal zuzuschauen. Zurücklehnen, schauen was passiert, abwarten, die anderen machen lassen. Denn zu diesen Menschen gehöre ich nicht. Im Gegenteil. Ich plane so weit im Voraus, dass die Dinge schon erledigt sind, ehe sie überhaupt aktuell oder gar brenzlig werden. Damit minimiere ich Fehler und sorge für einen reibungslosen Ablauf. Denn so stelle ich mir ein erfolgreich arbeitendes Unternehmen vor.

Manchmal sitze ich an meinem Schreibtisch und denke mir "Ach was wäre es schön, wenn in meinem Unternehmen nur alle so mitdenken würden. Dann hätten wir alle keine Probleme mehr und nichts müsste auf den letzten Drücker erledigt werden". Und dann wird mir klar, dass die Wenigsten das tun. Warum?! Weil ich das ja übernehme! Sie müssen nicht tätig werden, weil ich das wahrscheinlich schon auf meinem Whiteboard stehen habe. Das hat zwei negative Konsequenzen: Ich habe total viel Stress, weil ich ja alles im Blick behalten und alles managen muss. Und: Meine Mitarbeiter haben überhaupt keinen Anreiz, vorausschauendes Arbeiten selber zu planen und einzuüben. Und so werden sie hier auch nicht besser. Und schon bleibt alles wieder automatisch an mir hängen.

Sind wir mal ehrlich: Den meisten Stress im Leben haben wir uns selbst auferlegt. Wir greifen vor, gönnen uns keine Ruhe, machen Dinge von denen wir glauben, dass wir und andere sie unbedingt brauchen um glücklich zu sein. Wir jagen einem Idealbild nach, das wir von etwas haben. Ein einfaches Beispiel: Weihnachten. Na gut, das ist noch etwas hin. Ich habe als Kind Weihnachten geliebt. Alles war so schön geschmückt, es gab selbstgebackene Plätzchen, liebevoll eingepackte Geschenke und ein besonderes Essen, dass es nur an Weihnachten gab. Aber wenn ich überlege, wie viel Stress es meiner Mutter immer gemacht hat, dass wir schöne, besinnliche, ruhige und glückliche Feiertage erleben durften, dann wundert man sich nicht, dass das idyllische Weihnachten hin und wieder von irgendeinem Streit unterbrochen wurde. Und irgendwie war sie auch eindeutig mitschuldig an dem Stress, denn ihr war das perfekte Weihnachten so wichtig, dass sie alles selber erledigt hatte, damit es auch wirklich so wird wie gewünscht.

Ganz ehrlich? Als Kind hätte ich so gerne den Weihnachtsbaum mitgeschmückt. Aber ich durfte es nie, meine Mutter hatte ein System und meine Aufgabe bestand lediglich darin, am Weihnachtsabend das Ergebnis zu bestaunen. Und nun, da ich meinen eigenen Weihnachtsbaum habe, musste ich nochmal zu meiner Mutter um mir einen Crashkurs geben zu lassen, wie man alles so aufhängt, dass er so wunderschön wird wie gewohnt.

Ich glaube hier wird die verpasste Chance sichtbar: Zeit mit meiner Mutter, um gemeinsam den Baum zu schmücken. Gemeinsam etwas erleben, von einander lernen. Dem anderen die Chance geben sich auszuprobieren und irgendwann genau so gut zu werden wie man selber ist. Denn hätte ich es erst einmal gekonnt, hätte sie deutlich weniger Stress gehabt. Es heißt nicht umsonst "Zeit investieren". Es ist eine Investition, kein Sofortgewinn. Lohnen tut es sich trotzdem.

Ich versuche bei AußerGewöhnlich immer wieder, diese Investition zu tätigen. Manchmal gelingt es mir. Wir haben neben Azubis auch ein kleines Trainee-Programm, in dem wir Studierende in bestimmte Unternehmensbereiche hineinnehmen und ihnen die Chance geben sich auszuprobieren und zu wachsen. Ich tue das, weil ich selbst immer wieder davon profitiert habe, dass mir Menschen, die klüger und erfahrener waren als ich, die gleiche Möglichkeit gegeben haben. Und ganz ehrlich: Was kann es besseres geben, als wenn wir anderen Menschen die Chance geben zu wachsen, von uns zu lernen und sie so als kompetente und selbstständige "Young Professionals" in ihre eigene Zukunft starten zu lassen?

Jeder von uns hat die Chance, an dem Platz an dem er gerade ist, Veränderung zu bewirken/zu erleben. Ich überlege mir immer wieder: Habe ich jemanden, von dem ich etwas lernen kann? Habe ich jemanden, dem ich etwas beibringen kann? Und nicht zuletzt: Habe ich jemanden, mit dem ich "auf der gleicher Stufe stehe" und einfach nur eine schöne Zeit verbringen kann? Denn das ist natürlich auch wichtig!

"Toll, ein anderer macht´s!" Das klingt in erster Linie oft so, als wollten wir uns drücken und einen anderen die Arbeit machen lassen. Aber es kann viel mehr sein: Es kann die Chance sein, anderen beim wachsen zu helfen, ihnen Raum zu geben sich auszuprobieren. Eigentlich können wir nur gewinnen, wenn wir anderen diese Möglichkeiten geben (und sie in diesem Prozess begleiten). Wissen muss geteilt werden, um wachsen zu können. Am Ende haben wir alle mehr Qualität und weniger Stress in unserem Leben.

Wenn wir dir bei deinem Vorwärtskommen helfen können, dann melde dich. In manchen Fällen kann das durchaus bedeuten "Toll, ein anderer macht´s" - wenn es zum Beispiel um das Schreiben von Bewerbungen geht. Wie einer meiner Kunden sagte: "Ich habe mir überlegt: Setze ich mich jetzt stundenlang hin und schreibe ein paar normale Bewerbungen? Oder gehe ich zu AußerGewöhnlich und lasse mir ein paar tolle Bewerbungen fertigmachen?" Er war bei uns - und mit seiner Entscheidung sehr zufrieden =).Aber das ist natürlich nur der einfache Teil. Den Job nach Hause zu bringen, das ist die Kunst. Aber auch dabei helfen wir gerne. Wir freuen uns auf dich! Bis dahin wünschen wir dir alles Gute beim wachsen und wachsen lassen.


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